Stiftung Warentest: Vergleich von Privater Krankenversicherung und GKV enthält massive Fehler und gefährliche Tipps!
Der aktuelle PKV-Test der Stiftung Warentest erntet heftige Kritik in den Medien: Massive Wissenslücken, falsche Aussagen und eine völlig sinnfreie Methodik beim Vergleich gesetzlicher und privater Krankenversicherung führen zu zweifelhaften Testergebnissen. Aber noch schlimmer: zu Empfehlungen für PKV-Tarife, die gefährlicher nicht sein könnten. Ein kurzer Überblick über die Vorgehensweise der Stiftung Warentest und warum man auf der Suche nach einer Privaten Krankenversicherung auf keinen Fall den Ratschlägen der Verbraucherorganisation folgen sollte.

Das Wichtigste auf einen Blick:
- Stiftung Warentest kommt in ihrem aktuellen Vergleich privater Krankenversicherungen (PKV) zu dem Ergebnis, dass die Mehrheit der Tarife nicht empfehlenswert sei und die GKV oft bessere Leistungen enthält.
- Die Herangehensweise der Stiftung Warentest weist auf schwerwiegende Fehler in der Methodik, in den Testkriterien und auf gefährliche Unwissenheit der Tester im Feld privater Krankenversicherungen hin.
- Aus den Testergebnissen ergeben sich Empfehlungen für PKV-Tarife, die sich für Versicherte zu einer untragbaren Kostenfalle im Alter entwickeln können.
Stiftung Warentest: Die Ergebnisse des Vergleichs von Privater Krankenversicherung und GKV
Am 19.02.2025 hat die Stiftung Warentest (Ausgabe 03/2025) die Ergebnisse ihres aktuellen Vergleichs Privater Krankenversicherungen (PKV) veröffentlicht und damit nicht nur die Versicherungsbranche in Aufruhr gebracht, sondern große Verunsicherung bei den Versicherten hervorgerufen. Der Grund: Die Verbraucherorganisation kommt zu dem Ergebnis, dass die Mehrheit der PKV-Tarife nicht empfehlenswert sei und behauptet sogar, dass man in der gesetzlichen Krankenversicherung oft bessere Leistungen erhielte als in der privaten. Nun fragen sich womöglich viele Privatversicherte, ob sie sich bei der Wahl ihrer Krankenversicherung richtig entschieden haben oder ob sie ihren PKV-Anbieter wechseln sollten, wenn dieser von der Stiftung Warentest nicht empfohlen wird.
Wir bitten an dieser Stelle ganz eindringlich: Ruhe bewahren. Der aktuelle PKV-Vergleich der Stiftung Warentest enthält schwerwiegende Fehler. Darüber hinaus werden aus den Ergebnissen Empfehlungen für PKV-Tarife abgeleitet, die absolut gefährlich sind und sich für Versicherte zu einer untragbaren Kostenfalle entwickeln können!
Zur Erinnerung: Wir haben bereits den letzten PKV-Vergleich der Stiftung Warentest aus dem Jahr 2019 kritisiert und ganz klar von den Empfehlungen abgeraten. Und wer hätte es gedacht? Die letzten Testsieger unter den Tarifen wie beispielsweise der Provinzial Hannover oder der Concordia tauchen im aktuellen PKV-Vergleich gar nicht mehr auf. Sie wurden bereits vorher aussortiert, da sie nicht einmal die „Mindestkriterien“ erfüllen. Was mögen sich nun nur die armen Menschen denken, die sich vor fünf Jahren an die Empfehlungen der Verbraucherorganisation gehalten und sich dort versichert haben?
Nach welchen Kriterien vergleicht die Stiftung Warentest Private Krankenversicherungen?
Die Stiftung Warentest hat für ihren PKV-Vergleich 1.245 Tarif¬kombinationen von 35 Gesellschaften für eine private Krankenvollversicherung herangezogen. In die Bewertung sind allerdings nur 22 Anbieter und 384 Tarif¬kombinationen eingeflossen. Und hier geht die ganze Misere schon los: Die Stiftung Warentest legt – wie beim letzten PKV-Vergleich in 2019 – wieder einmal ganz eigene Anforderungen fest: ihre sogenannten Mindestkriterien für PKV-Tarife. Dabei handelt es sich um einen selbst definierten „Rundum-Schutz“ und eine maximale Selbst¬beteiligung von 660 Euro im Jahr. Erfüllt also eine Versicherungsgesellschaft nur eine Wunschleistung der Stiftung Warentest nicht, so fiel sie direkt aus dem Vergleich und ist in diesem Test nicht aufgeführt.
Der von den Testern definierte „Rundum-Schutz“, besteht aus folgenden 17 Grundleistungen:
- „Arzthonorare bis zum Höchstsatz (3,5) der Gebührenordnung für Ärzte.
- Im Krankenhaus Zweibettzimmer mit Wahlarztbehandlung.
- Vorsorgeuntersuchungen im Umfang gesetzlicher Programme.
- Ambulante Psychotherapie für mindestens 50 Sitzungen im Jahr zu 80 Prozent.
- Stationäre Psychotherapie für unbegrenzte Behandlungstage.
- Mindestens 80 Prozent für physikalische Therapie, Logopädie und Ergotherapie.
- Verschreibungspflichtige Arzneimittel zu 100 Prozent.
- Schutzimpfungen, wie von der Ständigen Impfkommission empfohlen.
- Kinderwunschbehandlungen im Umfang gesetzlicher Programme.
- Palliativpflege und häusliche Krankenpflege.
- Transport und Fahrtkosten zu ambulanten Therapien und zum geeigneten nächstgelegenen Krankenhaus.
- Leistungen für Anschlussheilbehandlung: stationäre Therapie nach Krankenhausaufenthalt.
- Leistungen für Sucht-, Entzugs- und Entgiftungsbehandlungen.
- Zahnbehandlungen zu 100 Prozent, Zahnersatz, Inlays und Materialkosten zu mindestens 75 Prozent.
- Leistungen für Kieferorthopädie bei Kindern, bei Erwachsenen nach einem Unfall.
- Mindestens 80 Prozent für Hilfsmittel und für Körperersatzstücke, zum Beispiel Hand- oder Beinprothesen.
- Leistungen für digitale Gesundheitsanwendungen, zum Beispiel eine Rückentraining-App.“
Die PKV-Tarife mussten alle Grundleistungen erfüllen, um in die Einzelwertung zu kommen. Das Ergebnis nochmal in Zahlen: Die Tester der Stiftung Warentest sortierten rund zwei Drittel (!) also 69 % der PKV-Tarife schon vor dem eigentlichen Test aus.
Wir dröseln die schwerwiegenden Fehler in der Methodik des Vergleichs von PKV und GKV einmal im Detail auf:
1. Vergleich von nicht vergleichbaren Leistungskatalogen
Die Leistungen für den „Rundum-Schutz“, der kurioserweise gleichzeitig als „Grundleistungen“ betitelt wird, die sich die Stiftung Warentest für eine PKV wünscht, sollen dem Niveau der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) entsprechen. In einigen Bereichen wünschen sich die Tester bessere Leistungen, hier sollen sie das GKV-Niveau übertreffen. Doch an dieser Stelle hinkt der Vergleich schon, da die PKV-typischen Leistungen, die in der GKV erst gar nicht bezahlt werden, gänzlich unter den Tisch fallen. Beispielsweise die Erstattung von Kosten für nicht rezeptpflichtige Arzneimittel. Oder die Tatsache, dass jeder der PKV-Tarife (auch die „schlechten“) in den Arztpraxen bessere und höher budgetierte Leistungen erstattet.
Denn während die GKV vorschreibt, dass medizinische Leistungen nur „ausreichend, zweckmäßig und wirtschaftlich“ sein und „das Maß des Notwendigen nicht überschreiten“ dürfen, wird in der PKV erstattet, was „nach den Regeln der ärztlichen Kunst für eine medizinisch notwendige ärztliche Versorgung erforderlich“ ist. Und das ist ein gewaltiger Unterschied! Die Private Krankenversicherung leistet nach der GOÄ (Gebührenordnung für Ärzte), wonach der Arzt jede Minute und jeden Besuch des Privatpatienten vergütet bekommt – nicht nur einen kleinen Pauschalbetrag pro Quartal. Daher bekommen Privatpatienten nicht nur schneller Termine, sondern im Allgemeinen mehr Zeit, Folgebehandlungen und somit eine bessere ambulante Versorgung.
2. Individuell wählbare Leistungen sind die Stärke der PKV
In Summe wird die große Stärke der Privaten Krankenversicherung im PKV-Vergleich der Stiftung Warentest als scheinbare Schwäche verkauft. Dabei ist es gerade der enorme Vorteil der privaten Krankenversicherung, dass Versicherte die Leistungen ihres Gesundheitsschutzes nach eigenen Präferenzen wählen und nach individuellen Bedürfnissen zusammenstellen können. Wie kann also die Stiftung Warentest pauschal zusammenfassen, dass nur die von ihnen aufgelisteten Leistungen einen PKV-Tarif zu einem „guten“ oder „sehr guten“ Tarif machen? Die Präferenzen der Versicherten werden hier in keinster Weise berücksichtigt.
Ein Beispiel: In die Bewertung der Stiftung Warentest wurden nur PKV-Tarife aufgenommen, die nach dem eigens definierten Möchtegern-Schutz
- Leistungen für Sucht-, Entzugs- und Entgiftungsbehandlungen,
- Leistungen für digitale Gesundheitsanwendungen (z. B. eine Rückentraining-App)
- Kinderwunschbehandlungen im Umfang gesetzlicher Programme enthalten.
Doch nicht jede und jeder Versicherte einer Privaten Krankenversicherung legt Wert auf diese Leistungen und würde vermutlich einen oder mehrere Punkte streichen oder gegen andere Gesundheitsleistungen ersetzen. Durch diesen unsinnigen Filterprozess der Verbraucherorganisation wird nun leider auch nicht mehr berücksichtigt, ob ein PKV-Tarif vielleicht in anderen Bereichen sogar erheblich mehr leistet als die GKV.
3. Vermeintliche Defizite der Privaten Krankenversicherung sind haltlos
Die Vorständin der StiftungWarentest kritisiert, dass es bei vielen PKV-Tarifen folgende Defizite gebe:
a) in der Palliativpflege
b) bei ambulanter Psychotherapie und
c) bei digitalen Anwendungen wie Ernährungs-Apps
Allerdings können wir als unabhängige Experten, die sich seit fast 20 Jahren mit dem Versicherungsmarkt beschäftigen, weder die vermeintlichen Defizite noch deren Gewichtung für den Vergleich nachvollziehen. Diese Punkte begründen in keinerlei Hinsicht, dass private Krankenversicherungen weniger leisten als die gesetzliche Krankenkassen. Schauen wir uns nur mal die drei erwähnten Punkte an:
a) Palliativpflege
Uns ist schleierhaft, welche Daten hier für den Vergleich zwischen PKV und GKV herangezogen wurden. Die Palliativversorgung ist in jedem uns vorliegendem Bedingungswerk der Privaten Krankenversicherungen mitversichert.
b) Ambulante Psychotherapie:
In aller Regel ist in der Privaten Krankenversicherung (nach Einführung der Unisextarife 2013 und Überarbeitung der Bedingungswerke) die Versorgung in der Psychotherapie mitversichert. Es gibt PKV-Tarife, welche die Zahl der Sitzungen begrenzen z.B. auf 50 Sitzungen pro Jahr – die meisten bestehen jedoch nur auf eine zusätzliche Zusage ab der 51. Sitzung. Die Begrenzung bedeutet also nicht, dass Therapiesitzungen darüber hinaus nicht erstattet werden! Ein paar Gesellschaften erstatten nach einer bestimmten Zahl an Sitzungen nur noch 80% der Kosten. Diesen Tarif kann man jedoch bewusst bei Abschluss der PKV wählen. Wer also Wert auf die 100%ige Übernahme einer ambulanten Psychotherapie ohne Begrenzung der Sitzungszahl legt, für den gibt es genügend passende PKV-Tarife, die genau das leisten!
Aber viel wichtiger: Ein Privatpatient wird bei der Terminvergabe in der Regel nicht monatelang auf einen Therapieplatz warten müssen und kann bei akuten psychischen Beschwerden mit einer schnelleren Versorgung rechnen. Zudem arbeiten viele Psychotherapeuten und Psychologen erst gar nicht mit gesetzlichen Krankenkassen zusammen, sodass hier die Wahlmöglichkeiten für Kassenpatienten noch geringer ausfallen (es sei denn, sie bezahlen ihre Therapiesitzungen aus eigener Tasche).
c) digitale Anwendungen wie Ernährungs-Apps
In der Zusammenfassung der Testergebnisse auf spiegel.de werden Ernährungs-Apps erwähnt, auf der Seite test.de wird das Beispiel von Rückentraining-Apps genannt.
Erstens: Ist dieser Punkt ERNSTHAFT ein Kriterium für oder gegen eine Krankenversicherung? Ein Maßstab, der im Vergleich die gesetzliche Krankenkasse punkten lässt? Aus unserer Erfahrung gibt es viele kostenfreie Angebote an Gesundheits-Apps, die offiziell anerkannt sind.
Zweitens: Wäre es nicht sinnvoller gewesen, zu vergleichen, was die Tarife der Privaten Krankenkassen in punkto Heilmittel (Krankengymnastik, Massagen, Packungen, Hydrotherapie, medizinische Bäder, Kälte- und Wärmebehandlung, Elektrotherapie, Lichttherapie, Ergotherapie, Logopädie, Podologie etc.), Heilpraktiker und Naturheilverfahren erstatten, die nicht zur Schulmedizin gehören? Denn im Gegensatz zu GKV-Patienten sind Ärzte bei Privatpatienten nicht an Budgetierungen gebunden. Da würden wir die Massage oder die weiteren Sitzungen beim Physiotherapeuten im Vergleich zur App bevorzugen. Und im Gegenzug: Was müssen Kassenpatienten pro Sitzung zahlen, wenn sie zum Osteopathen gehen?
4. Beitragssteigerungen werden für die PKV, aber nicht für GKV prognostiziert
Eigentlich sagt das schon alles. Die Stiftung Warentest schürt unverhältnismäßig Ängste bei den Privatversicherten, indem sie die Beitragserhöhungen für die nächsten 30 Jahre unsauber hochrechnet und sagt, die PKV könne zur „existenzbedrohenden Kostenfalle“ werden. Unsere Meinung: Eine existenzbedrohende Kostenfalle wird eine private Krankenversicherung höchstwahrscheinlich, wenn man den Empfehlungen der Tester folgt (siehe Punkt 5.)!
Die Prognose der Tester basiert auf einer jährlichen Beitragssteigerung von 3,1 Prozent, die durchschnittlich in den letzten 20 Jahren in der PKV zu beobachten war. Wie hoch der Beitrag für einen gesetzlich Krankenversicherten mit einer jährlichen Beitragssteigerung von durchschnittlich 3,8 Prozent in 30 Jahren ausfallen würde, wurde allerdings nicht erwähnt. Genauso wenig wie die weit über den Erwartungen liegende Erhöhung des Zusatzbeitrag im Januar 2025, der im Schnitt auf 2,5% des Einkommens gestiegen ist. Eine gemeinnützige, unabhängige Verbraucherorganisation sollte beide Systeme beleuchten und gegenüberstellen. Im Gegensatz zu den gesetzlichen Kassen kalkulieren Private Krankenversicherungen in ihren Beiträgen bereits Alterungsrückstellungen mit ein, d.h. sie treffen finanzielle Vorsorge für steigende Gesundheitsausgaben im Alter.
Nicht zuletzt wird hier völlig ignoriert, dass gesetzliche Krankenkassen regelmäßig Gesundheitsleistungen streichen oder einkürzen, die der Patient dann selbst bezahlen muss. Das gibt es in der privaten Krankenversicherung ganz einfach nicht: Einmal gewählte Leistungen bleiben den Privatversicherten ein Leben lang garantiert und können weder durch die Politik noch durch den Versicherer gekürzt werden.
5. Es wird zu günstigeren Tarife geraten
In dem Vergleich privater Krankenversicherungen der Stiftung Warentest wird unterm Strich – und das ist das Gefährliche – zu den günstigeren Tarifen geraten.
Hier wird überhaupt nicht hinterfragt, wie sich die Tarife zusammensetzen und ob die Versicherer möglicherweise eine völlig unterschiedliche Beitragskalkulation für ihre Tarife haben. Gut kalkulierte PKV-Tarife sind beitragsstabil, auf die Zukunft ausgelegt, berücksichtigen die demographische Entwicklung der alternden Gesellschaft und beinhalten eine angemessene, prozentuale Rücklage fürs Alter. Kurz: Der heute etwas höhere Monatsbeitrag eines qualitativ hochwertigen Tarifes schützt die Versicherten vor unvorhersehbaren und unverhältnismäßig steigenden Gesundheitskosten im Alter.
6. Testsieger der Stiftung Warentest sind eine tickende Zeitbombe
Besonders günstige PKV-Tarife – und dazu zählen u.a. die Testsieger der Stiftung Warentest – betrachten wir als Lockangebote. Private Krankenversicherer nutzen unterkalkulierte Billigtarife, um heute möglichst viele Beitragszahler zu gewinnen – und leider eben auch darüber, dass sie aufgrund des günstigen Preises „Testsieger“ werden. Was in diesen Tarifen nicht ausreichend kalkuliert wird, sind die steigenden Gesundheitskosten der heute noch jungen und gesunden Versicherten, je älter sie werden. Deswegen sind in diesen PKV-Tarifen mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit massive Beitragserhöhungen vorprogrammiert, die im Alter womöglich unbezahlbar werden.
Wenn Krankenversicherer regelmäßig neue, junge Tarife auf den Markt bringen, die das Neugeschäft ankurbeln sollen, werden nicht selten die Vorgänger-Tarife geschlossen. Bedeutet: Junge und gesunde Kunden werden von den älteren und kränkeren getrennt. Dass die Beiträge in den alten PKV-Tarifen explodieren, ist somit nahezu vorprogrammiert – allerdings wird man aktuelle Daten für bereits geschlossene Tarife der Gesellschaften öffentlich nicht mehr finden.
Die oben geschilderte Vorgehensweise ist auch ein Grund dafür, dass kein einziger Testsieger der Stiftung Warentest von 2019 im aktuellen PKV-Vergleich im oberen Bereich gelandet ist. Einige waren sogar so schlecht, dass sie nur sechs Jahre später gar nicht erst für den Tarifvergleich berücksichtig wurden. Dann mag man sich gar nicht erst vorstellen, wie es um die damals empfohlenen PKV-Tarife in 10 oder 20 Jahren steht?! Fatale Ergebnisse, wenn man bedenkt, für wie viele Lebensjahre man sich für eine private Krankenversicherung entscheidet.
Wer sich also vor bösen Überraschungen schützen will, sollte auf keinen Fall die empfohlenen „günstigen Angebote“ wählen. Eine gründliche Untersuchung der Beitragsentwicklung eines Tarifes, bei der man sich die Beitragshistorie der letzten Jahrzehnte anschaut (nicht nur die vergangenen 10 Jahre!) ist für einen guten PKV-Vergleich unerlässlich. Einige Gesellschaften haben beispielsweise gut laufende Tarife aus den 1970er, 80er und 90er Jahren, die bis heute wettbewerbsfähig sind, weil die Mischkalkulation aus älteren Generationen und ständig nachrückenden, jungen und gesunden Neukunden einfach funktioniert.
Hinzukommt, dass sich die Versicherungen das Geld aus den zu günstig verkauften PKV-Tarifen über Leistungskürzungen und Selbstbehalte zurückholen. Diese verstecken sich im Kleingedruckten des Leistungskataloges der Tarife. Nicht fachkundige Menschen (wie leider eben auch Tester, Journalisten und Redakteure) nehmen diese geschickt formulierten Stolpersteine auf den ersten Blick nicht wahr, sie werden dem Versicherten im Leistungsfall aber zum Verhängnis.
7. Ausnahme: Für Beamte wird die PKV uneingeschränkt empfohlen
Immerhin, eine Berufsgruppe scheint fein raus zu sein: Denn für Beamte wird die Private Krankenversicherung „uneingeschränkt empfohlen, da der Staat einen Großteil der Kosten im Alter übernimmt“. Letzteres ist natürlich faktisch richtig, aber selbst diese Aussage würden WIR als Experten für Beamtenversicherungen niemals treffen. Was ist mit geringverdienenden Beamten? Was ist mit chronischen (Vor-)Erkrankungen, hohen Risikozuschläge und Leistungsausschlüssen? Was ist mit kinderreichen Familien? Wir empfehlen immer im Einzelfall zu prüfen, ob eine Absicherung in der GKV sich lebenslang rechnet oder die PKV die bessere Alternative ist – vor allem mit Blick aufs Alter und die Pensionierung. In diesem Beitrag erklären wir ausführlich, wie sich die Kosten für eine private Krankenversicherung für Beamte zusammensetzen.
Fazit: Bitte NIEMALS den Empfehlungen von Testportalen folgen!
Die Leistungskriterien, die von der Stiftung Warentest selbst gewählt wurden, bilden keinen Maßstab für den Vergleich zwischen privater Krankenversicherung und gesetzlicher Krankenkasse. Die Gewichtung der drei erwähnten Punkte ist völlig unverhältnismäßig und lässt die wichtigsten Gesundheitsleistungen und Stärken der privaten Krankenversicherung außen vor. Es ist nahezu unmöglich, die unterschiedlichen Systeme mit ihren gänzlich unterschiedlichen Leistungsspektren zu vergleichen. Denn wie lässt sich ein nahezu vorgeschriebener Leistungskatalog mit einem Baustein-Prinzip mit individuell wählbaren Leistungen vergleichen?
Das Schlimmste ist aber ohne Zweifel, dass sich bei diesem Test so viel um den Preis dreht. KEIN guter, unabhängiger, seriöser Finanzexperte würde jemals den Rat geben, eine private Krankenversicherung nach dem Preis auszuwählen! Daher sind wir auch kein Fan von Vergleichsrechnern, deren Vorgehensweise wir in dem Beitrag „PKV-Vergleich mit Check24 & Co.“ erklären. Qualitativ hochwertige PKV-Tarife – und nur diese würden wir unseren Kunden empfehlen – sind die langfristig und nachhaltig kalkulierten, die, die im Alter bezahlbar sind. Denn das Ziel sollte immer sein: in Summe auf Lebenszeit gerechnet nicht mehr als in der gesetzlichen Krankenversicherung zu zahlen, aber die eigene Gesundheit durch vorteilhafte Zugänge und umfangreichere Behandlungsmöglichkeiten besser schützen zu können.
Wie bereits anfangs erwähnt: Keiner der Testsieger-Tarife aus dem letzten offiziellen PKV-Vergleich der Stiftung Warentest hat es in diesem Jahr in die Top-Bewertung geschafft! Das sollte zu denken geben. Online-Vergleichsportale, Ratingagenturen und auch vermeintlich unabhängige Wirtschafts- und Finanzmagazine setzen immer eigene und zum Teil jedes Jahr andere Kriterien für ihre Bewertungen fest. Es handelt sich bei diesen Testsiegern immer nur um eine Momentaufnahme. Doch eine private Krankenversicherung ist im besten Fall eine Entscheidung fürs Leben – die kann und sollte man natürlich auf keinen Fall wechseln, nur weil es jedes Jahr neue Testsieger gibt.
Wer sich eine langfristig optimale Absicherung seiner Gesundheit bei einer Privaten Krankenversicherung wünscht und vor allem im Alter von den guten Leistungen UND bezahlbaren Beiträgen der PKV profitieren möchte, sollte sich von einem unabhängigen Experten beraten lassen. Wir unterstützen natürlich auch alle Nicht-Beamten mit einem unabhängigen, kostenfreien Tarifvergleich und einer unverbindlichen Beratung. Bist du bereits privat krankenversichert, bist dir aber unsicher, ob du mit deiner Gesellschaft und deinem (noch günstigen) PKV-Tarif langfristig die richtige Wahl getroffen hast? Wir prüfen gerne auch deinen bestehenden Vertrag und geben dir eine kostenlose Einschätzung zu deinem Versicherungsschutz.